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Man kann daraus am besten die schweren Schädigungen erkennen, denen die Münchner Handelsleute durch diese miserable Geldwirthschaft in Handel und Verkehr ausgesetzt waren. Die Gährung wuchs denn auch von Jahr zu Jahr - und 1295 kam endlich der lange verhaltene Grimm zum Ausbruch.

Das noch von Herzog Heinrich dem Löwen angelegte Münzgebäude befand sich auf dem heutigen Marienplatz, und zwar ungefähr an der Stelle, wo heute die Mariensäule steht. Als herzoglicher Münzmeister waltete damals ein gewisser Smichen seines nicht eben ehrenvollen Amtes der privilegirten Münzverschlechterung. Dieser Mann erfreute sich einer ganz besonderen Verhaßtheit im Volke, die zu Beginn des Jahres 1295 bis zur Raserei anwuchs. Eines Tages hatte man einige Juden dabei ertappt, wie sie wieder Säcke mit aufgekauftem guten Gelde zur herzoglichen Münze brachten, wo es den bekannten Umwandlungsprozeß zum Schlechten erleiden sollte, als der Zorn des Volkes zum Ausbruch kam.

Laute Anklagen und Beschimpfungen tönten aus der immer mehr anwachsenden Menge hinauf zu den Fenstern der herzoglichen Münze - und als nun gar Smichen höhnisch auf die Untenstehenden hinabschrie, da begann wie auf ein gegebenes Kommando der Sturm auf das Gebäude.

Mit Hämmern und Äxten wurden Thüren und Fenster eingeschlagen, brüllend drang der entfesselte Menschenstrom hinein, die Tiegel und Vorrichtungen zur Prägerei zertrümmernd. Als die Einrichtung vollständig zerstört war, da ertönten laut die Schreie nach Smichen. Er hatte sich verborgen, aber bald war er gefunden - und nun warf sich die Volkswut mit allem Blutdurst auf ihn. Man trat, schlug, hieb auf ihn ein - und nach wenigen Minuten war er ein unkenntlicher, blutiger Leichnam Dann erst machte man sich daran, auch das Münzgebäude vollständig zu zerstören.

Als Herzog Rudolph von diesem Vorfalle hörte, da gerieth er in großen Zorn. Er verhängte strenge Strafe über die Stadt; die Urkunde, worin die Strafe festgesetzt wird, ist noch erhalten. Sie datirt vom "Sonntag vor Fastnacht" und bestimmt, daß die Münchner Bürgerschaft 500 Pfund Pfennige binnen vierzehn Tagen zahlen müsse, mit welcher Summe eine neue Münze aufgebaut werden sollte.

Das neue Münzgebäude wurde jetzt näher an die herzogliche Residenz verlegt, und zwar in die Graggenau. Es stand bis Anfangs der 70er Jahre dieses Jahrhunderts gegenüber dem Hofbräuhause am Platzl, dort wo heute das Salcher'sche Restaurant steht, und war in seinen letzten Jahrzehnten in München gar hochbeliebt und angesehen, denn es war ja zum "Bockstall" geworden, wo die alten Münchner ihre "Maikuren" durchmachten. - - -

Den Platz, wo die zerstörte Münze stand, kaufte der Münchner Patrizier Gollier an und erbaute daselbst eine Kapelle, die im Volke allgemein Gollierkapelle genannt wurde. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde sie wieder abgebrochen und der Platz zur Vergrößerung des Marktes benutzt; heute steht an ihrer Stelle die Mariensäule.

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