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Ludwig war aber der ordentliche Gerichtsweg gegen den Verhaßten wohl etwas zu langsam, denn er ließ ihn auf dem Wege nach Nördlingen von seinen Leuten abfangen und niederhauen.

In dieser Weise befehdeten sich die Brüder und ihre Mannen zum Nachtheile des Landes noch lange Jahre, bis endlich 1310 ein ordentlicher Theilungsvertrag zwischen ihnen geschlossen und Ludwig die Herrschaft über sein Besitzthum uneingeschränkt zugestanden wurde.

An Rudolf war dabei der Theil Oberbayerns mit München gekommen.

Die Münchner ganz für sich zu gewinnen, war schon seit jeher das Streben Rudolfs gewesen, denn die kräftig entwickelten wehrhaften Zünfte, die mit allen Waffen trefflich umzugehen verstanden, dazu die sehr gut ausgerüstete Waffenkammer der Stadt mit ihren trefflichen Befestigungen - alles das war Grund genug, das Gemeinwesen sich geneigt zu halten. Er geizte daher nicht mit Ertheilung von Freibriefen und Rechten, und ihm verdankt das damalige München - wie schon vorhin kurz erwähnt - seine erste förmliche magistratische Verfassung, die in dem sogenannten "Privilegienbrief" begründet ist, den er der Stadt am "nächsten Sonntag vor St. Johannistag zu Sonnewenden 1294" gab. Das Original befindet sich im Stadtarchiv.

Durch jenen Brief erhielten die Bürger die früher nur "gnadenweise" ertheilten Rechte in "fester, bleibender" Gestalt, und zwar war dadurch gewährleistet:

  1. die freie Rathswahl;
  2. die freie Wahl des eigenen Richters und der Verwaltungsbeamten;
  3. das Recht, alle Steuerangelegenheiten und die innere Verwaltung selbstständig zu ordnen und zu führen;
  4. der Stadt wurde die Zivilgerichtsbarkeit ganz, die Kriminalgerichtsbarkeit mit Ausnahme des Todtschlages übertragen.

Damit hatte der Herzog seine Gewalt in der Stadt lediglich auf seine Burg beschränkt.

Die Münchner Bürger verstanden es in allen Wechselfällen der kommenden Jahrhunderte, die eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit und damit ihre städtische Freiheit gar kraftvoll festzuhalten - und diesem kraftvollen, gesunden Eigenregiment verdankt München wohl hauptsächlich seinen Aufschwung in den nun folgenden Jahrhunderten.

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