Neapel" behauptete, Mailand gehöre zum deutschen Reiche (wie es damals auch der Wahrheit entsprach) und dieses Reichseigenthum wirklich mit eiserner Faust wieder an sich riß, da brach der Zorn des Papstes los.
Wilhelm Occam.
(Aus Bergmann's "Beurk. Chronik".)
Hinter dem Rücken des Kaisers ließ er in ganz Deutschland ein Manifest verbreiten, worin Ludwig aufgefordert wurde, der Reichsverwaltung auf der Stelle zu entsagen, alles was er bisher gethan zu widerrufen und "bescheiden" abzuwarten, bis der heilige Vater geprüft, ob er zu einem römischen Könige würdig sei und bis sodann die nöthige päpstliche Approbation erfolgen werde. Hiezu wurde dem Kaiser eine dreimonatliche Frist eingeräumt. "Die Deutschen lasen dieses fulminante Aktenstück. Sein Inhalt war so klar, so entschieden, daß wahrhaftig für jeden Leser und Hörer sehr wenig Einsicht nothwendig war, um zu entziffern, daß es sich hier um den Entscheidungskampf handle, ob die Kirche über dem deutschen Staate stehen werde oder nicht"*)
Das Volk war aber geistig nicht mehr so unmündig, es dachte und hatte seine eigene, ganz bestimmte Ansicht in dieser Sache. Dazu kam noch die großartige Thätigkeit der Minoriten, die sich damals zu einem vollständigen Kampforden gegen die üppigen Hofhaltungen der Päpste ausgebildet hatten. Die Minoriten ("mindere Brüder des hl. Franziskus") waren nämlich mit der Behauptung hervorgetreten, die echte, christliche Armuth, wie Christus sie gelehrt, dürfe kein Eigenthum besitzen. Deßhalb
*) Siehe Dr. Wolffs "Chronik".