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welcher als "Umsageknecht" eine Art Bruderschaftsdiener war. Im dritten Stock endlich war das Zimmer, in welchem die Bäckerknechte allsonntäglich Zusammenkunft und Auflage hielten. Dabei wurde jedesmal ein (noch vorhandenes) Marienbild von Alabaster auf den Tisch gestellt, welches jenem Bilde zu Ettal ganz ähnlich gewesen sein soll. Unter dem Plafond des Zimmers hing der große zinnerne Willkomm der Zunft, an welchem vier Löwen die Schilder halten, welche den Reichsadler mit dem bayerischen Herzschilde, dann Semmel, Bretzen und Spitzwecken als die Bäckerzeichen darstellten.

Außen war das Häuschen geziert mit bildlichen Darstellungen; oben, zwischen den Fenstern des dritten Stockes war der Reichsadler angebracht, das Ehren-Insigne, welches die Bruderschaft zu führen berechtigt war, außen neben den Fenstern die Bilder Mariä und Josephs; neben den Fenstern des zweiten Stockes waren Sankt Benno und Sankt Augustin in ganzer Figur, an der Ostseite befanden sich auch noch die Bilder der hl. Apostel Petrus und Paulus, Johannes und Jakob des Älteren. In der Mitte zwischen den Fenstern des dritten und zweiten Stockes aber zeigte ein Gemälde die Verleihung der Rechte und Privilegien an die ersten fünf Bäckerknechte durch Kaiser Ludwig den Bayer und unterhalb waren drei Inschrifttafeln folgenden Inhalts angebracht:

Unter dem Mittelbilde.

Kaiser Ludwig der threue Höldt
Ein Fürst in Pairn auserwölt
Hat der Beckhenknecht Bruderschaft
Bestehlt mit Brieffen großer Krafft
Von wegen ihrer ritterlichen That
Weil sie kaiserliche Majestat
In einer Schlacht errötet haben
Thät sie auch mit dem Haus begaben
Und setzet ihnen in ihr Panier
Den Adler schön mit großer Zier.
Man thet in alten Briefen lesen
Der Beckhen-Knecht seynd fünf gewesen
So diese Bruderschaft haben aufgericht
Geb Gott allen Bruedern und Schwester Glück.

Geschehen nach der Geburt Christi 1323.

Auf der rechten Seite:

Als man ein tausend dryhundert Jar
Und zweiundzwanzig zöhlen war
Nach der Geburth Christi hinforth
Hat sich begeben an den Orth,
Weil die stat noch war schmal und klein
Stund an der stött ein Linden fein,
Gar oft die Beckhen-Knecht besunder
Hielten ihre Versamblung darunter.
Brachten ihren Rathschlag zu hauff
In der Ehr unser lieben Frauen;
Thetten die Sach fleißig anschauen,
Legten die Ding dem Kaiser für
Und als er verstund ihr begür,
Verwilligt er ihnen herzlich gehrn
Thet sie auch noch dazue hoch verehrn

Als der so ihn (ihnen) vergünstigt war
Dieweil sie ihn aus der Gfar
Erst in der Schlacht errötet haben
That sie darzue noch mehr begaben
Ließ ihnen paun das Häuslein klein,
Gab ihnen Brief und Siegel drein,
Vergunnt ihnen auch daneben ehrlich
Zu fiehrn des Reiches Adler herrlich,
Den sonst kein Handwerch führen darf,
Ob es gleich künstlich und scharf.
So that die Bruderschaft paun
Zum Lob Gottes und Unser Fraun
Und sich hernach erstrecken thet
Bis auf dreyhundert Märkt und stett.

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