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Auf der linken Seite:

Als man zehlt ein tausend drey hundert
Und drey und zwanzig auch besundert
Nach Christi Geburth außerwöhlt
That regieren der strenge Höldt
Kaiser Ludwig ganz offenbar
Ein frommer Fürst von Bayern war.
Wider ihn zog gewaltiglich
Herzog Friedrich von Österreich,
Mit einer großen Höres Macht
Bey Mülldorf da geschah die Schlacht
Unglück thet ob den Kaiser schweben
Der Feind hat ihn gar hart umgeben
Da solches die Beckenknecht erfachen
Theten sie sich dem Kaiser nahen

Triben mit ihrer Gegenwöhr
Zurückh das österreichisch Hör.
Und erröteten den Kaiser bald
Gewunnen die Schlacht mit großer Gwaldt.
Darauf der Kaiser ihnen mit Zier
Den Adler setzet in ihr Panier;
Bestehlt ihnen auch mit großer Kraft
Unser lieben Frauen Bruderschaft,
Paut ihn auch zu München allzumahl
Ein Haus, welches liegt in dem Thal,
Hängt an der Hochbruckmüll daneben
Gott geb dem Kaiser das ew'ge Leben
Wünschen all Brueder und Schwestern eben.

Diese Bäckenknecht-Bruderschaft hatte ihre Gottesdienste und ein "ewiges Licht" bei hl. Geist; während aber letzteres stets bei hl. Geist verblieb und ein deßhalb entstandener Streit 1411 von Herzog Ernst zu ihren Gunsten entschieden wurde, zogen die Bäcker - wahrscheinlich schon um 1330 - mit ihren kirchlichen Verrichtungen in die Kirche der Augustiner, wo sie 1441 sogar einen eigenen Altar erwarben, für den sie 1629 um den für damalige Zeit hohen Preis von 554 fl. 2 Schilling ein eisernes Gitter beschafften und 1710 die Reliquien des hl. Lucidus erwarben, auf dessen Herausbringung aus Rom "für Bemühung" 50 fl., für das "zu wege gebracht" 24 fl. 47 kr. und für die Fassung 292 fl. 9 kr. 2 hl. verausgabt wurden.

So verblieb die Bruderschaft bei den Augustinern bis zur Aufhebung des Klosters im Beginne des 19. Jahrhunderts. Nachdem am 25. September 1803 der letzte Bruderschaftsgottesdienst bei den Augustinern abgehalten und deren Kirche am 1. Oktober als solche für immer gesperrt worden war, erfolgte die Transferirung der Bruderschaft in die hl. Geistkirche, wohin sie auch das im Jahre 1788 um 100 fl. beschaffte Marmor-Antipendium des Altares, nebst dem Leibe des hl. Lucidus und den obigen Paramenten transferirten. Hier errichteten sie einen neuen Bruderschafts-Altar mit einem Aufwande von 426 fl. 22 kr., in welche Summe auch die Erwerbungskosten des Altares "Mariä Empfängniß" mit einem diesbezüglichen noch vorhandenen Altarbilde (von Rottenhammer, geb. zu München 1554, +1604) aus der Franziskanerkirche eingeschlossen war, da die von den Augustinern herübergenommene Marienstatue so morsch geworden war, daß sie nimmer aufgestellt werden konnte.

Die veränderte Gewerbeordnung von 1861 versetzte der ohnehin schon lange nur noch auf schwachen Füßen stehenden Bruderschaft völlig den Todesstoß." - - -

Aber auch die gleich den Bäckern im Schlachtensturm stets mannhaft dastehende Schuhmacherzunft war von Kaiser Ludwig besonders geehrt worden: Sie erhielt das Recht, gleich der Stadt selbst, den "Münch" (Mönch) im Panier zu führen.

Das alte Zunftbuch der Münchener Schuhmacher berichtet darüber folgendermaßen:

"Volgt zu ainer gedechtnuß des Hantwerchs Freyheit des Panirs verzaichnet. Item es ist zu wissen, warum das Hantwerch der schuechmacher den münch fürent, wie die Stat an dem panir. Das ist wohl wissentlich, daß pey ainem kaysser dem got genadig sey, ain streitt gevochten ist wordtn. Da ging sein panir untter vndt

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