106

dies sah, eilte er ihnen mit Wenigen der Seinigen nach in die Stadt, erstach deren mehrere, die sich in Kirchen, in Ställe und Keller geflüchtet hatten, und nahm die Übrigen gefangen.

Während dem war der Pfleger Dießer bei dem gefangenen Herrn von Abensberg geblieben. Letzterer versuchte vom Boden aufzustehen, war aber von dem Sturze so schwach, daß er nur mit Mühe sich ein wenig erheben konnte. In diesem Augenblicke kam der junge Seitz von Fraunberg, Christophs Diener, herbei und stieß, da er von der Gefangengebung des Herrn von Abensberg nichts wußte, ihm von unten herauf durch den Panzer den Dolch in den Leib. Als nun Herzog Christoph von der Verfolgung der Flüchtigen wieder zurück auf die Walstatt kam, und seine drei Feinde todt neben einander liegen sah, erhob er seine Hände gegen Himmel, und rief: "Wollte Gott, daß allen Falschen des Adels, und welche sonst durch ungetreuen Rath die Fürsten gegen einander in Uneinigkeit bringen, also geschehen sollte, und Gott Dank gesagt, daß er mir so viele Gnade verliehen!"

Das war der Tod des Letzten aus dem alten Geschlechte der Abensberger, dessen Gemahlin, Frau Martha von Werdenberg, bald darauf vor Entsetzen und Jammer starb. An der Stelle, wo er fiel, wurde ihm in späterer Zeit ein marmornes Denkmal errichtet.

In diesem Gefechte waren auf Seite des Herrn Niklas von Abensberg sieben todt geblieben und vierunddreißig verwundet, auf Seite des Herzogs Christoph waren nur sieben verwundet, aber keiner erschlagen worden.

Der Bischof von Freising ließ die Todten auf der Walstatt aufheben, in die Stadt führen und in der St. Georgs-Pfarrkirche beisetzen.

Sehr große Bestürzung war in München, als durch Warmund Pienzenauer die Nachricht von diesem Frevel dahin kam. Die Bürger von München blieben die ganze Nacht unter den Waffen, um für jeden Fall gefaßt zu sein, wenn etwa Herzog Christoph mit seinem Gefolge dahin sich begeben wollte. Aber Herzog Christoph ritt von der Walstatt weg sogleich durch die Stadt Freising nach Landshut zu Herzog Georg, versuchte von hier aus seine That zu rechtfertigen und brachte seine Beschwerden gegen seinen Bruder Albrecht neuerlich vor. Da ward darauf zur endlichen Schlichtung aller dieser Uneinigkeiten auf den Ostermontag ein Landtag zu München angesetzt, und sollten vierundsechzig Schiedsmänner allen Hader abthun. Herzog Albrecht aber, in seiner Klugheit voraussehend, daß ein Schiedsrichterspruch kaum eine wahre und dauernde Einigung herbeiführen werde, lud den Herzog Christoph zu sich nach München in's Schloß. Christoph kam und während die Landschaft im Rathe beisammen saß, vertrugen sich die beiden Fürsten brüderlich dahin, daß Herzog Christoph die Alleinherrschaft in Bayern seinem Bruder Albrecht gänzlich abtrat, und dagegen die Städte Weilheim und Schongau und die beiden Herrschaften Paal und Rauhenlechsberg auf Lebenszeit zur Nutznießung, sowie auch eine jährliche reichliche Baarzahlung erhielt. Dieser Vertrag - er geschah am 17. Juni 1485 - wurde durch den Spruch der Schiedsmänner bekräftiget. So ward der brüderliche Streit auf immer beendiget."

Diese Funktion nutzt Cookies. Verwenden Sie Lesezeichen nur, wenn Sie mit dem Setzen von Cookies einverstanden sind!

Diese Funktion nutzt Cookies. Verwenden Sie die Suche nur, wenn Sie mit dem Setzen von Cookies einverstanden sind!

Gerne können Sie die Bilder dieses Buches für Ihre eigene Website verwenden. Wählen Sie unten die gewünschten Bilder aus und Sie bekommen qualitativ hochwertige Scans per E-Mail zugesendet. Alles kostenlos, aber mit der freundlichen Bitte um einen Backlink.