Das Hochgericht befand sich durch viele Jahrhunderte auf der Anhöhe oberhalb den "Salzstädeln", dort, wo sich heute ungefähr der Augustinerkeller erhebt. Unter Max Joseph IV. wurde die vollkommene Öffentlichkeit der Hinrichtungen aufgehoben. Die Guillotinirungen fanden im Hofe der Angerfrohnfeste statt; jetzt, nach Erbauung des Gefängnisses in Stadelheim werden sie dort vollzogen.
Die Regierungszeit Karl Theodors ist für München sowohl, wie für ganz Bayern, eine überaus düstere, traurige Periode gewesen.
Karl Theodor, aus der lustigen Pfalz, konnte sich nicht in das schwerere Wesen der Oberbayern finden. Er mag ja Anfangs die besten Absichten gehabt haben, aber mit der Zeit wurde die Kluft zwischen Fürst und Volk unüberbrückbar. Der Herrscher lebte nur noch für seine Maitressen und zahlreichen natürlichen Kinder. Die Steuerpresse wurde unerhört angezogen - und während draußen das Volk hungerte, füllte Karl Theodor die Schränke mit Millionen, um seine unehelichen Kinder zu versorgen.
Und gerade einem dieser Kinder verdankt München indirekt einen Mann, der für die Entwicklung dieser Stadt ganz Bedeutendes leistete: den Generalleutnant und Philanthropen Benjamin Tompson, Grafen von Rumford.
Er ist unstreitig einer der merkwürdigsten Männer, die je in München gelebt und gewirkt haben.
"Von dürftigen Eltern zu Rumford, einem Flecken in Massachussets in Nordamerika, geboren (1753), brachte er es zum Obersten eines Reiterkorps in englischen Diensten. Der König von England ernannte ihn nach seiner Rückkehr zum Ritter. Von London aus wurde er durch den bayerischen Gesandten dem Kurfürsten Karl Theodor empfohlen, der ihn zum Gesellschaftskavalier für seinen natürlichen Sohn, den jungen Fürsten Bretzenheim, machte. Im Jahre 1789 erhielt Tompson die Leitung des Kriegswesens, 1790 wurde er zum bayerischen Generalleutnant, 1792 unter dem Namen Rumford in den Grafenstand erhoben und endlich zum Polizeidirektor von München ernannt. Zur Abstellung des damals schrecklich grassirenden Bettels traf er die dankenswerthesten Vorkehrungen. Seine Erfindung ist die bekannte "Rumford'sche Armensuppe", aus welcher sich die heutigen Suppenanstalten entwickelten. Das Schönste aber, was ihm München dankt, ist unstreitig der englische Garten. Vordem breitete sich vor den Nordwällen der befestigten Stadt München eine mit spärlichem Baumwuchs bestandene Ebene am linken Isarufer aus. Die herrlichen Anlagen von Schwetzingen, Mannheim und Heidelberg regten in ihm den Gedanken an, auch die von Karl Theodor nicht allzusehr geliebte Residenz an der Isar mit ähnlichem Gartenwerk zu versehen. Das Projekt fand den Beifall des Kurfürsten und wurde sofort ausgeführt. Nebenbei sollte in diesen neuen Anlagen auch noch jeder Soldat der Münchener Garnison ein Fleckchen Erde bekommen, wo er sich selbst sein Gemüse zur Menage bauen konnte. Eine Spielerei, die jedoch nicht lange Bestand hatte.
Auch Staatsgebäude entstanden daselbst auf Rumfords Vorschlag: die Veterinärschule (jetzt neugebaut) und die Stückgießerei mit Bohrhaus, das heutige Kriegsministerium.