Jahresbudget für den Hof allein weit über eine Million. Gastmähler und Lustfahrten, Tänze und Spiele, Theater, Liebschaften und ernste Geschäfte erhielten den Hof fortwährend in Athem. Daneben wurden die Kirchenfeste mit altem Glanze gefeiert und hörte der Kurfürst jeden Sonn- und Feiertag in der Herzogspitalkirche am Altar mit dem wunderthätigen Marienbild die Messe.
Von Carl Theodors Prachtliebe, der er Millionen opferte, zeugten seine reizenden Gartenanlagen, seine prächtigen Paläste, seine unvergleichlichen Concerte, seine zauberhaften Schauspiele.
Sein Hofpersonal bestand aus nicht weniger als 4106 Seelen, welche in sechs Stäben vertheilt waren. Da finden wir unter Anderen 23 Hof-Geistliche, 16 Leibmedici und Leibchirurgen sammt 8 Hofmedicis und Hofchirurgen, 16 Hoftapezierer, 96 Kämmerer, 6 Truchsessen, 67 Mann Küchenpersonal, 12 Conditoren, 3 Oberststallmeister, 16 Edelknaben, 33 Kammer- und Hoflaquaien, Läufer u. s. w.; 11 Heiducken, 38 Vorreiter, 3 Oberstsilberkämmerer, 2 Oberst- und Vice-Oberstjägermeister, 24 Piqueurs, 61 Gejaid-Tuchterknechte, 24 Sänger und Sängerinnen, 62 Instrumentalisten, 27 Tänzer und Tänzerinnen, 26 deutsche Schauspieler u. s. w. Außerdem hatte der Kurfürst noch eine Trabanten- und Hartschiergarde von 300 Mann.
In der kurfürstlichen Residenz, deren Reichthum weit über Bayern hinaus berühmt war, versammelte sich die Crême der Gesellschaft, und da war es besonders die sogenannte grüne Galerie mit den beiden dazu gehörigen Zimmern, welche zum Mittelpunkte der vornehmen Versammlung diente, die oft über einhundertfünfzig Cavaliere und Damen im Blendenstufen Anzuge zählte. Bisweilen waren auch noch die acht prächtigen Kaiserzimmer geöffnet und alle Räume von dem Scheine von tausend Wachskerzen erhellt.
Den am Hofe lebenden Adel beurtheilt Riesbeck in seinen Briefen eines reisenden Franzosen höchst ungünstig. "Unter dem großen Adel giebt es, wie überall, ausgebildete und sehr artige Leuthe; aber überhaupt genommen ist er im ganzen Umfange des Wortes Pöbel, ohne alles Gefühl von Ehre, wenn nicht ein großer Titel und Bänder und Sterne ausschließlich Ehre heißen, ohne Erziehung und ohne Thätigkeit für den Staat, ohne alles Gefühl für sein Vaterland, ohne alle Empfindung von Großmuth. Die meisten Häuser, von denen mehrere 15 bis 20 und einige wohl auch 30 bis 40 Tausend Gulden Einkünfte haben, wissen von gar keiner anderen Verwendung ihres Geldes, als zu essen, zu trinken, zu h---- und zu spielen. Das Spiel hat schon viele gute Häuser zu Grunde gerichtet. Das jetzt regierende Lieblingsspiel der Hofleute heißt Zwicken; seitdem aber Finanzminister Hombesch die Besoldungen so entsetzlich zwickt, nennen sie es Hombeschen. - Viele Hofdamen kennen außer dem Bette keine andere Beschäftigung, als mit ihren Papageien, Hunden und Katzen zu spielen. Eine der vornehmsten Damen, die ich kenne, hält sich einen großen Saal voll Katzen und zur Bedienung derselben zwei bis drei Zofen. Sie bespricht sich halbe Tage weg mit denselben, bedient sie oft selbst mit Kaffee und Zuckerbrod und putzt sie nach ihrer Phantasie täglich anders auf.
"Der kleine Adel und die eigentlichen Hofbedienten schleppen sich mit einer erbärmlichen Titelsucht. Ehe der jetzige Kurfürst (Carl Theodor) hieher kam, wimmelte