dagegen Max Zenger und Viktor Gluth. Der erstere, der lange Zeit an der "Münchner Akademie der Tonkunst" wirkte, zeigte in seinen Opern "Wieland der Schmied" und "Eros und Psyche" deutlich, daß es einem schaffenden Künstler nicht möglich ist, sich den Zeitströmungen zu entziehen, falls nicht ein stylwidriges Gemisch entstehen sollte. Die Erlösungsidee, die in der Tonkunst als Verklärung besonders glücklich wiedergegeben werden kann, aber immerhin einen Zug der Weltverneinung mit hereinbringt, suchte Gluth nach dem großen Vorbild Wagners in seiner Oper "Horand und Hilde" zu verherrlichen. Retrospektiv zeigte sich als Opernkomponist Carl von Perfall (geb. am 29. Januar 1824 in München) in seiner "Sakuntala", "Melusine" und seinem "Jung Heinrich". Das lyrische Element überwiegt hier das dramatische. Weit selbstständiger haben ihre Eigenart gewahrt Adolf Sandberger, und Ludwig Thuille. Beiden ist eine Vorliebe für das Zarte, Sinnige, Stimmungsvolle eigen. Dr. Adolf Sandberger (geb. am 19. Dezember 1864 in Würzburg) jetzt Professor der Musikwissenschaft an der Münchner Universität, hat zuerst durch seine Oper "Ludwig der Springer" die Befähigung zum Opernkomponisten erbracht. Ludwig Thuille, (geb. am 30. Nov. 1861 in Bozen in Tirol) erregte durch seine Opern "Theuerdank", "Lobedanz" und "Gugeline", beide letzteren nach den Dichtungen von Otto Julius Bierbaum, allgemeines Interesse. Es steckt viel Phantasie, Klangsinn und Können in diesen Gebilden, wenngleich die Erfindungskraft etwas zurücktritt. Thuille hat auch als Professor an der Münchner Akademie auf jüngere Kräfte erfolgreich eingewirkt und sie für das moderne Leben zu erziehen gesucht.
Eine ganz eigenartige Entwicklung hat in unserer Zeit die Symphonie durchgemacht. Nach Beethoven nahm sie unter der Einwirkung Liszts eine Richtung nach der Seite der Programm-Musik hin. Ein gewaltiger Neuerer auf diesem Gebiete war Richard Strauß. In München am 11. Juni 1864 als Sohn des Waldhornisten der Hofkapelle, Franz Strauß, geboren, machte er unter der Einwirkung Alexander Ritters nach seiner F-moll-Symphonie, also nach 1880, eine Schwenkung in das radikale Lager der Programm-Musiker. Und hier vermochte er durch seine Genialität, seinen glühenden Farbenreichthum in der Orchestertechnik, seine romantische Leidenschaftlichkeit wirklich Neues zu bieten. Seine symphonischen Dichtungen ("Don Juan" 1889, "Tod und Verklärung" 1890, "Macbeth" 1891, "Till Eulenspiegel" 1895, "Also sprach Zarathustra" 1897, "Don Quichote" 1898, "Heldenleben" 1899) haben ebenso wie seine herrlichen Lieder Eingang in die Konzertsäle der ganzen Welt gefunden und sich selbst in Nordamerika eine stattliche Gemeinde erobert. In München wie in dem Sommeraufenthalte Marquartstein entstand ein großer Theil jener außergewöhnlichen Schöpfungen. Als Hofkapellmeister an der Münchener Hofoper wie als zeitweiser Leiter der "Musikalischen Akademie" vermochte er reformatorisch für den Fortschritt zu kämpfen. Zum Schaden für das Münchner Musikleben konnten es engherzige Philister dahinbringen, daß er nach Berlin übersiedelte und dort die Leitung der kgl. Hofkapelle übernahm. Ebenfalls auf dem Gebiete der Programm-Musik, wenn auch weit zahmer, bewegt sich Felix Weingartner, der erst seit wenigen Jahren als Dirigent des Kaimorchesters nach München übergesiedelt ist. Weingartner (geboren am 2. Juni 1863 in Zara, der Hauptstadt Dalmatiens) neigt in seinen Tondichtungen ("König Lear",