Heigel sagt über diese Epoche: "Glücklicherweise kam auch jetzt die leichtfertige Verschwendung wenigstens theilweise der Entwicklung der Kunst zu gute: auch unter Karl Albrecht war der Münchener Hof eine Heim- und Pflegestätte der schönen Künste. Zwar waren noch immer fast ausschließlich französische und italienische Meister bei Ausbau und Ausschmückung von Nymphenburg und Schleißheim beschäftigt, aber diese noch mehrere Jahrzehnte andauernde Herrschaft der welschen Kunst war ein nothwendiges Bindeglied, um einen Aufschwung der deutschen Kunst zu ermöglichen."
Derartige weitausschauende Gründe für ihre Kunstpflege hatten aber die verschiedenen Kunstmäcene damaliger Zeit wohl nicht. Wer dachte damals an eine "deutsche Kunst", wer suchte einer solchen auf die Beine zu helfen? Das Amusement war Alles, was man suchte; brachten es die schönen Künste - auch gut. Man muß sich da eben mit dem oben citirten Historiker zu trösten verstehen.
Ebensowenig Bayern einen Antheil an dem Aufschwunge der deutschen Literatur in jener Zeit nahm (wie des Näheren später bei Besprechung der Münchener Presse ausgeführt wird), ebensowenig nahm es damals auf einen Aufschwung national-deutscher Kunst irgend einen Einfluß, das war - gleichwie auf allen anderen geistigen Gebieten - erst dem neuen Wittelsbach'schen Königsthume vorbehalten.
Sehr anschaulich schildert Schwann diesen Übergang:
Die mächtige Geistesarbeit der Dichter und Musiker, der Philosophen und Kritiker hatte am Ende des achtzehnten Jahrhunderts und zum Anfang des neunzehnten eine Stofffülle und Gedankenmasse zu Tage gefördert, die in relativ ähnlicher Weise nur in der Zeit der Renaissance erreicht worden war. Auch diese neue Periode des Schaffens war eine Zeit der Renaissance, aber in doppelter Weise. Sie brachte uns nicht nur eine Renaissance des klassischen Alterthums, sondern ebenso eine solche der Romantik, des Mittelalters. Man drang zur Erkenntniß der Ähnlichkeit aller jugendlichen Völkerentwicklungen und in diese Zeit der goldenen Jugend drangen die Künstler und Dichter forschend, sehnend, träumend und gestaltend hinab. Peter von Cornelius war der letzte der großen Geistesheroen, der aus jener mächtigen Gesammtströmung seine übermenschengroßen Werke schuf. Nicht nur das klassische Alterthum beseelte er wieder mit seinem eigenen Schöpfergeiste, sondern nicht minder das germanische Alterthum, ja er drang von hier weiter vor in das christliche Alterthum, und mit dieser allumfassenden Schöpferkraft, der kein Stoffgebiet versagte, war er der Mann für einen Ludwig I. Freilich noch mit ihm spaltete sich die im Werden begriffene Baukunst der Malerei unter der Einwirkung der Ranaissance, des Papstthums, der kirchlichen und politischen Reaktion nach einer nationalen und einer thatsächlich romanisirenden Richtung. Cornelius blieb diesem Nazarenerthum fern. Sein romantisches Zurückgreifen auf die altdeutsche Kunst, Dichtung und Geschichte, seine Versuche ihrer Verknüpfung mit unserer neuen klassischen Literaturperiode, blieb ein mächtiger Fortschritt, weil er die Malerei wieder zum Ausdruck der nationalen Empfindung, unserer inneren Eigenthümlichkeit machte Allen Stoffen gegenüber, die ihm Geschichte und Mythe der ganzen Welt boten, eine rein deutsche Art der Auffassung und Betrachtung erhalten zu haben, bleibt sein unbestreitbares Verdienst für alle Zukunft. Die moderne Kunst hat dieser geistreichen, tiefdringenden Auffassung und Bewältigung des Ganzen und der eigenthümlich groß-