Die Kirchenmusik fand zu jener Zeit in Kaspar Ett einen hochbegabten, ernsten Vertreter, der mit vollem Rechte als einer der besten Kontrapunktisten gilt. Er wirkte lange Jahre als Chordirektor bei St. Michael.
Franz Nachbaur.
Noch eines Komponisten muß hier speziell gedacht werden, dessen Name mit dem Friedrich v. Schillers ewig dadurch vereint bleiben wird, weil er zu fast allen in Weimar entstandenen Werken die dazu nöthige Musik komponiert hat: Franz von Destouches, der Großvater des heutigen Leiters des Stadtarchivs. Destouches, ein gebürtiger Münchner, lebte nach seinem Weggange von Weimar, wo er lange als Hofkapellmeister gewirkt, noch über dreißig Jahre in München, und starb daselbst 1844.
Die unruhevollen Zeiten zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts waren der Entwicklung der Musik in München auch nicht günstig. Erst als Max Joseph das Hof- und Nationaltheater erbaute, da hatte die "große" Oper auch jenen großen Rahmen gefunden, der ihr bis dahin in München gefehlt. Im ersten Viertel dieses Jahrhunderts beherrschte noch die italienische Oper Alles. Später finden wir Rossini, Verdi etc. in deutscher Sprache aufgeführt. Der große Romantiker Carl Maria v. Weber zieht mit seinen unsterblichen Melodien ein; Meyerbeer und seine Nachahmer finden hier, wie überall anders, ihre glanzvolle Aufführung - aber erst mit dem Regierungsantritt König Ludwigs II. kommt jenes Ereigniß, das für München ewig denkwürdig bleiben wird: die Berufung des größten musikalischen Genies des Jahrhunderts, Richard Wagner, an den Hof des Königs.
Nicht nur für die Geschichte der Musik in München, sondern der ganzen Welt bedeutet die Berufung Richard Wagners an den Hof des jungen Bayernkönigs sein Ereigniß.
Der so viel Verfolgte, Ruhelose, von gemeinsten materiellen Sorgen Geplagte und doch nie Verzagende hatte in Ludwig II. den glühendsten Verehrer gefunden. Als dem Kronprinzen mit 17 Jahren (als "Geburtstagsgeschenk") zum ersten Male der Besuch der Oper erlaubt wurde (man gab "Lohengrin"), da entflammte dieses herrliche Werk das romantische Herz des Königs derart, daß er nur den einen Wunsch hatte: den Schöpfer persönlich kennen zu lernen und ihn als Freund umarmen zu dürfen. Kaum war er denn auch durch den jähen Tod seines Vaters zur Krone gelangt, als