neuen Geistesleben die Wege, vor dem man auf anderen Gebieten Bayern mit allen Mitteln der Gewalt und Polizeichikane zu bewahren gesucht hatte".
Das Volk selbst stand dieser Kunstpflege von Seite seiner Fürsten nicht nur fremd, sondern sogar feindselig gegenüber. Die vielen "Musikanten" und die anderen "Fremden", die durch die Kurfürstin in das Land gekommen waren, betrachteten die Münchner mit scheelen Augen. Als der große Brand die Residenz heimsuchte, da hieß es ganz laut, "man möge nicht nur die Brandstifterin, sondern auch die vielen Fremden, die nur Unheil in's Land brächten, hineinwerfen".
Heigel sagt: "Die freundlichen Wünsche blieben glücklicherweise unberücksichtigt, und heute ist man sich darüber klar, daß die Fütterung von ein paar Dutzend Abenteurern das Bayerland nicht ruinirt, dagegen die Hereinziehung eines neuen Kulturelementes durch Ansiedlung von vielen berufenen Vertretern der Künste und der Literatur für Stadt und Land schätzbaren Gewinn gebracht hat."
Nach dieser Periode hoher künstlerischer Entwicklung ging es leider wieder abwärts.
In den Wirren des spanischen Erbfolgekrieges erlosch alles Musikleben. Es ist schon zu Beginn des Kapitels erzählt worden, daß damals unter der österreichischen Administration sämmtliche Musiker entlassen worden sind. Bedeutsam für München ist wieder das Jahr 1753, wo das von Maximilian III. durch Cuvilies erbaute "Neue Opernhaus" mit Metastasios Oper "Catone in Utica" eröffnet wurde.
Die Schwester des Kurfürsten, Maria Antonia, war eine große Musikfreundin und Kennerin. Sie bethätigte sich selbst auf dem Gebiete der Komposition und im Jahre 1760 wurde ihre Oper "Talestri, regina delle amazoni" mit riesigem Pomp aufgeführt.
Einer der wichtigsten Tage aber ist der 29. Januar 1781, an welchem Mozarts eigens für München komponirter "Idomeneus" zum ersten Male aufgeführt wurde.
Wie gleichgiltig man aber diesem Genius hier gegenüberstand, das zeigen wohl die "Münchner Staats-Gelehrten- und vermischten Nachrichten" am besten, denn das Referat über diese Erstaufführung lautete lakonisch: "Verfassung, Musik und Übersetzung sind Geburten von Salzburg. Die Dekorationen sind Meisterstücke unseres hiesigen, berühmten Lorenz Quaglio."
Mehr war Mozart dem damaligen Herren Rezensenten nicht Werth.
Die Münchner Hofkapelle, die vordem für die beste in Deutschland gegolten, war mittlerweile von der Mannheimer weit überflügelt worden. Als Kurfürst Karl Theodor von Mannheim kam, da brachte er seine Kapelle nach München mit. An ihrer Spitze stand Kapellmeister Peter Winter, der "als einer der tüchtigsten teutschen Musiker" galt. Seine Oper "Das unterbrochene Opferfest", hat sich bis heute erhalten. Damals fand es ob seiner "realistischen Tonmalerei" heftige Gegnerschaft, wurde aber doch an allen Operntheatern Deutschlands aufgeführt. Napoleon I. war von Winters Kunst derart begeistert, daß er ihm sogar den Auftrag gab, speziell für ihn eine neue Oper ("Tamerlan") zu komponiren. Eines der hervorragendsten Mitglieder der Kapelle war der Cellovirtuose Joseph Weigl, der Freund Haydns. Sein Sohn errang sich später als Komponist von Spielopern (z. B. "Die Schweizerfamilie") einen Namen.