Corpshäuser:
Erbaut | |
Bavaria, Platzl | 1899/00 |
Frankonia, Platzl | 1898/99 |
Brunsviga, von der Tannstraße | 1900/01 |
Es war ein wahrer Wetteifer ausgebrochen, zur Verschönerung der Stadt beizutragen. Nicht nur daß sich munifizente Bauherren in Menge fanden, die ihren Architekten freie Hand ließen, auch die Kunstvereinigungen waren in idealster Weise bestrebt, ihr Theil beizutragen.
Da muß vor Allem des Kunstgewerbevereins gedacht werden, der es sich zur Aufgabe gesetzt hatte, einen künstlerischen Ausbau der Kohleninsel herbeizuführen. Den ersten Anstoß zu dieser Idee gab wohl die im Jahre 1898 dort erbaute Gewerbeausstellung. Das schmucke Gebäude zeigte erst so recht, wie trostlos verwahrlost früher die Kohleninsel ausgesehen. An Stelle dieses Provisoriums nun eine malerische "Stadt in die Stadt" zu stellen, das bezweckt dieses Projekt. Es soll ein mittelalterlicher Marktplatz mit Rathhaus etc. geschaffen werden, worin Räume für Bälle, Festlichkeiten etc. vorgesehen sind. Ob die schöne Idee zur Ausführung kommt, ist leider sehr ungewiß.
Während dieses Miniatur-Rathhaus vorläufig nur auf dem Papiere steht, geht das neue große Haus der Münchner Bürgerschaft auf dem Marienplatz seiner Vollendung entgegen.
Das alte Rathhaus war schon in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu klein geworden und so ging man daran, auf dem Marienplatz ein neues Haus zu bauen.
Prof. v. Hauberrisser (ein geborener Wiener) führte den Bau in den Jahren 1867-75 aus. Aber bei dem riesigen Wachsthum der Stadt wurden auch die neuen Räume bald zu klein, und die Stadtvertretung beschloß, den ganzen Häuserkomplex bis zur Weinstraße anzukaufen und das neue Rathhaus derart zu vergrößern, daß es mit allen vier Fronten freisteht.
In der Mitte, gegen den Marienplatz zu, kommt ein 45 Meter hoher Turm zu stehen.*) Die Abbrucharbeiten begannen Herbst 1897. Durch verschiedene Streiks verzögerte sich die Ausführung des Baues, der planmäßig 1902 fertig sein sollte.
Prof. v. Hauberrisser selbst trug nun wohl auch Schuld an dieser Verzögerung. Einer der gewissenhaftesten Künstler, unermüdlich selbst thätig, wollte er auch alle Arbeiten selbst leiten, alle Details selbst durchzeichnen - eine Riesenarbeit, der ein Mensch nicht gewachsen ist.
Der Magistrat sah sich endlich sogar gezwungen, seinem Baumeister mit "hoher Strafe an seinem Vermögen" zu drohen. Nun schreitet der Bau rasch seinem Ende zu und bald werden die Münchner voll Stolz zu ihrem neuen Rathsthurm blicken können.
*) Dieser Thurm gab ursprünglich zu mancherlei Bedenken Anlaß. Es hieß, "die Wirkung der Frauenthürme würde dadurch beeinträchtigt". Prof. v. Hauberrisser fertigte zur Widerlegung eigens eine Zeichnung an, wo der Rathhausthurm und die Frauenthürme nebeneinander standen, um jene Behauptung zu widerlegen.